Geschrieben von lk am Do., 20.07.2023 - 12:51

Auf ihrer Sommertour ließ sich Annalena Baerbock die Lithium-Extraktionsanlage am Geothermiekraftwerk Bruchsal zeigen. Eine europäische Produktion des für die Elektromobilität so wichtigen Leichtmetalls würde Deutschland unabhängiger von China machen.

Widerstandsfähigkeit ist das Motto von Annalena Baerbocks Sommertour, bei der sie auch Unternehmen am Oberrhein besuchte. Ein Weg, um Deutschland unabhängiger von Exporten und damit widerstandsfähiger zu machen, ist die Produktion wichtiger Rohstoffe im Inland. Da wäre zum Beispiel das Leichtmetall Lithium, wichtig für Akkus in Elektrofahrzeugen, Laptops, Handys und Stromspeichern. Derzeit stammt ein Großteil des heißbegehrten Stoffs aus Australien, Chile, China und Argentinien, oft wird er unter umweltschädlichen und menschenrechtlich fragwürdigen Bedingungen gefördert.

Doch im Tiefenwasser des Oberrheingrabens ist Lithium von Natur aus gelöst. In der Lithium-Extraktionsanlage am Geothermiekraftwerk Bruchsal erforschen Wissenschaftler:innen umweltfreundliche und wirtschaftliche Möglichkeiten, das Leichtmetall aus dem ohnehin nach oben gepumpten Wasser zu lösen. UnLimited heißt das gemeinsame Forschungsprojekt mehrerer Institutionen aus Wissenschaft und Praxis: die EnBW, das Karlsruher Institut für Technologie (KIT), BESTEC, HYDROSION und die Universität Göttingen.


Am Mittwoch, den 19.7. ließ sich die Außenministerin die Anlage am Geothermiekraftwerk Bruchsal zeigen und über die Erfolge berichten, so die Badischen Neuesten Nachrichten. Wie viel die Anlage wohl liefern könne, fragte sie. „Wenn’s läuft, sind das 800 bis 900 Tonnen pro Jahr. Das sind 20.000 Autobatterien“, zitieren die BNN Projektleiterin Elif Kaymakci und Aufsichtsratsmitglied Thomas Kölbel.

2,4 Millionen Liter Thermalwasser pumpt die Bruchsaler Geothermieanlage täglich aus rund 2.500 Meter Tiefe und leitet sie nach der Wärmeentnahme wieder zurück. Das Lithium könnte praktisch als Abfallprodukt der Strom- und Wärmegewinnung erzeugt werden. Mittlerweile haben die Forscher:innen auch geeignete Absorbentien gefunden und eine Pilotanlage aufgebaut. Seit Jahresbeginn konnten sie schon ein Kilogramm Lithium extrahieren.

Die Forscher:innen sind fest davon überzeugt, dass die Ergebnisse skalierbar sind. Ein Viertel des europäischen Bedarfs könne aus geothermischen Tiefenwässern gedeckt werden. Baerbock ist beeindruckt, ebenso wie ihre Kollegin Thekla Walker, grüne Landesministerin für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft. Diese lobt die Stadt Bruchsal auch für ihr Engagement: „Vorausschauend und tatkräftig hat sich die Stadt Bruchsal in Sachen Wärmewende auf den Weg gemacht“, zitieren die BNN.