Stuttgart/Bruchsal – Einer der wichtigsten Rohstoffe unserer Zeit ist Lithium. Der Bedarf an Lithium, das vor allem für die Batterieproduktion benötigt wird, muss in Deutschland jedoch fast vollständig über Importe gedeckt werden. Um diese Rohstoffabhängigkeit zu verringern, arbeiten Forschungsteams in Baden-Württemberg und Niedersachsen an der Lithiumproduktion aus Geothermieanlagen. Das große Potenzial dieser Rohstoffgewinnung für ganz Deutschland hat jetzt der Workshop „Geothermisches Lithium“ bei der EnBW in Karlsruhe gezeigt.
In den Forschungsprojekten „UnLimited“ und „Li+Fluids“ beschäftigen sich die Projektteams schon seit vier Jahren intensiv mit der direkten Lithiumextraktion (DLE) aus Tiefenwässern. Gefördert wird diese Forschung vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz. Das Ziel des Projekts „Li+Fluids“ ist es, eine umfassende Potenzialstudie für Deutschland zur Gewinnung von Lithium aus Tiefenwässern zu erstellen.
Am Geothermiekraftwerk in Bruchsal haben die Forschenden im Projekt „UnLimited“ ein neues Verfahren der Lithiumgewinnung entwickelt und patentiert. Es hat nicht nur einen deutlich geringeren Wasser- und Energiebedarf als bisherige Verfahren, sondern sorgt auch für eine derart hohe Reinheit des Lithiums, dass eine weitere Aufreinigung nicht notwendig ist – für die Zukunft der Elektromobilität ein echter Durchbruch.
Der Workshop über die direkte Lithiumextraktion, die auch andernorts in Deutschland angewendet werden kann, eröffnete mit einem Überblick zur Situation der Batterierohstoffe und zur Entwicklung des Lithium-Marktes. Im weiteren Verlauf standen die aktuellen Forschungsaktivitäten der geothermischen Lithiumgewinnung im Oberrheingraben im Fokus. Die Projektpartner zeigten dabei auf, über welches große Potenzial der Oberreingraben, aber auch das Norddeutsche Becken, für die heimische Lithiumgewinnung aus Tiefenwasser haben.
Im Beisein von Andre Baumann, Staatssekretär im baden-württembergischen Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft, und Cornelia Petzold-Schick, Oberbürgermeisterin der Großen Kreisstadt Bruchsal, zeigten die vorgestellten Ergebnisse beider Projekte, dass die Lithiumextraktion mittels DLE-Verfahren unter Realbedingungen schon technisch realisierbar ist und Lithium im Pilotmaßstab bereits in attraktiven Mengen gewonnen werden kann. Und wie der Abschluss der Fachvorträge zeigte, ist die Lithiumextraktion mittels DLE-Verfahren in Deutschland im internationalen Maßstab absolut wettbewerbsfähig. Allein in der Bruchsaler Geothermie-Anlage könnte in Zukunft eine Lithium-Menge gefördert werden, die für die Produktion von etwa 20.000 Akkus für Elektroautos ausreichend ist.
In der anschließenden Podiumsdiskussion, die unter dem Titel „Kann geothermisches Lithium aus Deutschland einen Beitrag zu einer heimischen Batterieproduktion liefern?“ stand, wurden die Chancen und Herausforderungen für eine nachhaltige und ökonomisch sinnvolle Lithiumproduktion entlang der Wertschöpfungskette mit Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft diskutiert. Die Expert:innen verdeutlichten dabei die Notwendigkeit, dass sich die Politik intensiv mit der strategischen Bedeutung der Batterieproduktion in Deutschland beschäftigt.
Am Folgetag konnten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Industrie, Politik und Wissenschaft bei der Exkursion zum Geothermiekraftwerk Bruchsal gleich ein Bild von der DLE-Pilotanlage der EnBW machen und sich über deren erfolgreiche Einbindung in die bestehende Geothermieanlage informieren.
Hydrosion